Jahreshauptversammlung 2024:
Tagesverfügbarkeit bleibt ein Dauerthema


(KFV OH) Von 273 Delegierten hatten sich 261 in die Møn–Halle nach Ratekau begeben, um die Jahreshauptversammlung 2024 des Kreisfeuerwehrverbandes abzuhalten.


Nach der Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit ging Kreiswehrführer Michael Hasselmann in seinem Jahresbericht zunächst auf die Mitgliederzahlen ein. „Trotz der Coronajahre konnten in den zurückliegenden Jahren steigende Mitgliederzahlen präsentiert werden. Doch jetzt sind erstmals wieder weniger Mitglieder in den Wehren zu verzeichnen, trotz positiver Zahlen aus den Jugendwehren. Vielleicht hat der eine oder andere doch festgestellt, dass die persönliche Freizeitplanung angenehmer ist, als Dienstabende zu besuchen oder durch unregelmäßige Alarme zur Feuerwehr gerufen zu werden“, sagte er.


Bei den Jugendfeuerwehren und Kinderabteilungen zur Sicherung des Nachwuchses konnten dagegen mehr Mitglieder verzeichnet werden. Weitere Gründungen von Kinderabteilungen zur Sicherung des Nachwuchses der Jugendwehren hätten stattgefunden, 18 Kinderabteilungen existierten jetzt in Ostholstein. „Es ist enorm wichtig, dass die verantwortlichen Führungskräfte der Wehren die Jugendarbeit aktiv begleiten“, so der Kreisbrandmeister. Der Frauenanteil der 127 Wehren des Kreises liegt bei 14,8 Prozent.

Hasselmann beklagte, dass die Wahrnehmung des Kreisfeuerwehrverbandes (KFV) in der Öffentlichkeit zu gering sei. „Diese und die Mitgliederwerbung für alle Wehren im Kreisgebiet soll verbessert werden. Eine gegründete AG zu diesem Thema nimmt in diesem Jahr die Arbeit auf“, teilte er mit und lobte in diesem Zusammenhang den „Tag der Feuerwehren“ am 1.12., den landesweit viele Ortswehren genutzt hatten, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Einsatzzahlen sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr mit 6.035 zu 6.543 gesunken. Aber vor allem bei wetterbedingten Einsätzen wie bei der Sturmflut im Oktober oder bei Vegetationsbränden in den heißen trockenen Sommerwochen wurden die Einsatzkräfte stark gefordert.

Dauerthema bleibe die Tagesverfügbarkeit, gerade im ländlichen Bereich, wo Arbeitsplätze vor Ort eher selten seien. Hierzu sagte Hasselmann: „So manche Wohnung müsste nicht gewaltsam geöffnet werden, wenn das Vertrauen zu den Nachbarn vorhanden wäre und diese über einen Schlüssel verfügen würden.“ Zum Thema „Bau von Feuerwehrhäusern außerhalb eines Ortes“ sagte er: „Nach Gesetzeslage ist das privilegierte Bauen für Feuerwehrhäuser nicht zulässig. Wir werden aber nicht aufgeben und weiter für eine Gesetzesänderung werben. Gerade im ländlichen Bereich wird diese Möglichkeit des Bauens wichtig werden“.

Mit Skepsis betrachte man zudem in Hinblick auf die Erreichung von Hilfsfristen bei Einsätzen eine angedachte Novellierung der Straßenverkehrsordnung, nach der Städte und Gemeinden erleichtert über die Einführung von Tempo-30-Regelungen entscheiden können.

Vor seinem abschließenden Dank an alle, die die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis unterstützt haben, ließ er es sich nicht nehmen, offen Kritik an der Kommunikation zwischen dem Land und dem KFV zu üben: „Die durch das Land erlassenen Satzungen, Erlasse, Verordnungen oder Richtlinien haben nicht immer ein positives Echo in den Wehren erzeugt. Wir wünschen uns eine bessere Abstimmung zu den Themen und Erläuterungen zu unseren Einwänden“, so Hasselmann abschließend.

Auch Ratekaus Bürgermeister als Hausherr und Vorsitzender des Gemeindetages, Thomas Keller, erster Redner bei den Grußworten der Gäste, sparte nicht mit scharfen Worten und bekräftigte vor allem seine Kritik aus dem Vorjahr an den genehmigungsrechtlichen Vorgaben zum Bau von Feuerwehrhäusern. „Für die Gemeinden ist es nach wie vor schwierig, passende Grundstücke zu finden und die hohen Investitionssummen bereitzustellen.“

Ostholsteins Landrat Timo Gaarz thematisierte ebenfalls die Tagesverfügbarkeit. Er betrachte diese mit Sorge. „Viele kleine Ortschaften und Gemeinden sind tagsüber nicht ausreichend aufgestellt, um alleine den Brandschutz zu gewährleisten“. Dies führe dazu, dass mehrere Feuerwehren am Tag alarmiert werden müssten, was wiederum die Einsatzzahlen steigen lasse. Ebenso bezog er zum Bau von Feuerwehrhäusern im Außenbereich Position und pflichtete seinen Vorrednern bei. „Dieses Thema muss dringend über die kommunalen Spitzenverbände in die Bundespolitik getragen werden. Außerdem wird nach Lösungen zusammen mit der Kreiswehrführung und dem Fachbereich Bauen gesucht“, so der Landrat.

Die Grüße des Landesfeuerwehrverbandes (LFV) überbrachte der stellvertretende Vorsitzende Jörg Nero. Dabei kündigte er an, sich in diesem Jahr zur Wahl um das Amt des Landesbrandmeisters zu stellen, für das Frank Homrich nicht wieder kandidiert.

HBM Kai Fischer wurde für weitere sechs Jahre als Beisitzer in seinem Amt bestätigt. Zudem wurde EHBM Günter Volgmann nach seiner langjährigen Tätigkeit als Kreisfachwart des KFV OH durch die Versammlung zum Ehrenmitglied des KFV ernannt.

Angesichts der vielen Proteste und Streiks, die aktuell stattfinden, appellierte der stellv. Kreiswehrführer Lars Wellmann in seinem Schlusswort an die Neutralität der Feuerwehren. Diese sei ein bewährtes Prinzip, das Hauptaugenmerk liegt auf feuerwehrspezifischen Themen.

Quelle: der reporter Timmendorfer Strand/Stefan Setje-Eilers / Dirk Prüß


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Ehrungen



(Dirk Prüß)
Rund 350 Delegierte und Gäste begrüßte KBM Michael Hasselmann zur Jahreshauptversammlung in Ratekau. In seinem Jahresbericht hielt er einen umfassenden Rückblick auf das vergangene Jahr.
Bürgermeister Thomas Keller: „Feuerwehren sind nur mit guten Rahmenbedingungen attraktiv und im Bestand gesichert.“
Landrat Timo Gaarz: „Das Feuerwehrwesen und der Katastrophenschutz haben eine hohe Priorität.“
Stellv. Vorsitzende des LFV SH, Jörg Nero: „Ich habe mich für die Kandidatur zum Landesbrandmeister bereiterklärt.“
HBM Kai Fischer wurde für weitere sechs Jahre in seinem Amt als Besitzer bestätigt.
stellv. Kreiswehrführer Lars Wellmann appellierte in seinem Schlusswort an die Neutralität der Feuerwehren.