Jahresrückblick 2019 des Kreiswehrführers

Ratekau, den 08.02.2020




Wenn ich an meinen Bericht von 2018 anknüpfe, muss ich sagen: wir beschäftigen uns teilweise mit identischen Themen. Woran liegt es? Oftmals an noch nicht abgeschlossenen Vereinbarungen, Verträgen oder auch an liegen gebliebenen, notwendigen Regelungen, die noch nicht getätigt wurden.

Ich erinnere an die Vielzahl von Einsätzen in Verbindung mit Brandmeldeanlagen (BMA), die auch 2019 nicht abgerissen sind. Zu 90% wären die BMA-Einsätze nicht notwendig gewesen, wenn bauliche, technische Gegebenheiten und Handhabungsmodalitäten endlich mal angefasst und verbessert worden wären. Zuständig sind die Betreiber, Kontrolleure müssten die Gemeinden sein. Die Leidtragenden vor Ort sind neben verdutzten Eigentümern oder Mietern oftmals die eingesetzten Feuerwehrleute. Eine Feuerwehr musste im Jahr 2019 von ihren 190 Einsätzen über 80-mal, ohne tätig werden zu müssen, zu BMA-Einsätzen ausrücken.

Ansonsten war die Anzahl der Einsätze im eigenen Ausrückebereich der Feuerwehren Ostholsteins fast identisch zum Vorjahr, obwohl im Jahr 2019 auf Grund des feuchteren Wetters nicht so eine Vielzahl an Feldbränden zu bewältigen waren und sich auch die Unwettereinsätze in Grenzen hielten. Trotzdem kam eine Summe von 3500 Einsätzen zusammen. Auch die Großbrände waren von der Zahl her geringer, es wurde aber trotzdem 27-mal in Ostholstein zu Großfeuern ausgerückt. Im Kreisnorden waren es zwei große Scheunenbrände im Gemeindegebiet von Heringsdorf, ein Großfeuer im Gewerbegebiet in Burg, bei dem gleichzeitig zwei große Objekte - eine Zimmerei und eine Schinkenkate- den Flammen zum Opfer fielen. Es gab zudem ein Großfeuer in einem Imbiss in Großenbrode, eine Scheune in Manhagen ging völlig in Flammen auf und ein Dachstuhlbrand eines Holzhauses in Altenkrempe forderten die Wehren. Im Kreissüden waren es ein Großbrand über mehr als 12 Stunden eines Hotels in Malente, ein Dachstuhlbrand eines Mehrfamilienhauses in Ahrensbök, auch in Malente brannte es in einem Mehrfamilienhaus genauso wie in Stockelsdorf. Große Scheunen und Wirtschaftsgebäude in Groß Meinsdorf und Süsel brannten völlig nieder.

Kurios waren noch zwei weitere Einsätze. Einer davon in der Nähe von Pansdorf. Dort hat ein Bundeswehrkampfflugzeug zwei zusätzliche große Kerosin-Tankbehälter abgeworfen, die zum Glück „nur“ auf dem Acker gelandet sind und in Kellenhusen explodierte ein Streetfoodwagen mitten zwischen bewohnten Häusern in einer lebhaften Wohngegend.

Dabei waren die Einsatzkräfte meist viele Stunden im Einsatz und standen größtenteils ihren Arbeitgebern nicht zur Verfügung. Von einigen Chefs wird das ohne großen formellen Aufwand und ohne Gegenrechnung von Verdienstausfallgeldern geduldet. Sie stellen ihre Arbeitnehmer, also die Feuerwehrkräfte, teilweise uneigennützig für Feuerwehreinsätze und auch zu Ausbildungslehrgängen frei. Im Jahr 2019 hat der Kreisfeuerwehrverband Ostholstein davon lediglich 4 Arbeitgeber - also 4 Firmen- als „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet. Ich bitte die verantwortlichen Führungskräfte der Wehren davon regen Gebrauch zu machen und entsprechende Anträge zur Auszeichnung dieser Firmen bei uns zu stellen.

Insgesamt stelle ich fest, dass fast alle Wehren gut und angemessen ausgestattet sind, der Fahrzeugpark wird -so gut es nach finanziellen Kräften der Gemeinden geht- auch erneuert. Im Jahr 2019 wurden 66 Beschaffungsmaßnahmen der Gemeinden durch den Kreis Ostholstein bearbeitet, bei denen insgesamt 2,4 Mio. € Fördergelder aus der Feuerschutzsteuer geflossen sind. Dies diente zur Verbesserung der Ausstattung der Feuerwehren, was wiederum zur Erhöhung der Sicherheit von Gästen und Einwohnern beigetragen hat.

Neben einer sächlichen Ausstattung der Wehren gehört auch die laufende Ausbildung dazu, um die Feuerwehren einsatzfähig zu halten. Dazu wurden die Ausbildungslehrgänge für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren an der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Lensahn im Jahr 2019 sehr viel mehr besucht als im Vorjahr. Wir konnten eine Steigerung von 16 % auf knapp 2.000 Teilnehmer verzeichnen. Auch bei den Atemschutzjahresübungen und den Heißübungen im Brandcontainer nahmen über 4 % mehr Kameraden/innen teil als im Vorjahr, sodass wir dort über 3.100 Teilnehmer hatten. Diese Steigerung kann man auch im zurückblickenden 3 Jahresvergleich sehen, somit eine deutliche und stetige Erhöhung und Auslastung der Ausbildungslehrgänge.

Die einzelnen Ausbildungssparten des Kreisfeuerwehrverbandes Ostholstein haben im Jahr 2019 einige personelle Wechsel vollziehen müssen, größtenteils altersbedingt. Der Lehrgangsleiter Atemschutz, Kamerad Herbert Hopp, verstarb leider Anfang 2019, wir hatten ihm bereits bei der letzten Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Ostholstein unsere letzte Ehre erwiesen. Neue Ausbilder haben die Teams verstärkt und mussten zunächst ausgiebig eingearbeitet werden. Hinzu kommen Veränderungen und Aktualisierungen von Ausbildungsmaterialien sowie von Unterrichtsinhalten, um den aktuellen und praktischen Anforderungen gerecht zu werden. Ich bedanke mich bei allen Lehrgangsleitern und Ausbildern, die maßgeblich diese personellen und administrativen Erfordernisse zügig und reibungslos mit umgesetzt haben, so dass das übliche Ausbildungsniveau gehalten werden konnte und der Ausbildungsbetrieb nahtlos weiter ging.

Die personelle Entwicklung der Feuerwehren, die maßgebend die Einsatzfähigkeit beeinflusst, entwickelt sich stetig und überaus positiv weiter bei uns im Kreis Ostholstein. Ich darf dazu sehr erfreut feststellen, dass wir im Jahr 2019 insgesamt nahezu 100 aktive Einsatzkräfte mehr in unseren Reihen haben, das sind etwa drei Feuerwehren mit jeweils über 30 Mann zusätzlich. Auch die Jugendfeuerwehren und Kinderabteilungen entwickeln sich positiv. Sie sind wichtiger Nachwuchslieferant für die aktiven Feuerwehren. Fast 50% der Neueintritte in die Feuerwehren sind Übertritte aus den Jugendfeuerwehren. Nachwuchs auf natürlichem Weg. Schön, dass die Kreisjugendfeuerwehr, alle Jugendfeuerwehrwarte und Ausbilder sowie die Betreuer der Kinderabteilungen es schaffen, immer wieder Kinder und Jugendliche zu motivieren und zu vernünftigen Feuerwehrkräften ausbilden. Ich danke Euch im Namen der aktiven Wehren.

Aber: 50 % der Wehren in Ostholstein könnten personell besseren Zuspruch vertragen. Die zum Erreichen der per Erlass geforderten 3-fach-Besetzung der Fahrzeuge können einige Wehren nicht schaffen. Einige Dörfer haben nicht so viele Einwohner, und woanders ist die Struktur so, dass andere gemeindliche Aufgaben eher im Mittelpunkt stehen als eine personelle Ausstattung der Feuerwehr.

Da verstehe ich Ansagen des Landesbrandmeisters, der von weiteren finanziellen Anreizen für Mitglieder spricht, in Form von festen finanziellen Beträgen für jeden einzelnen Feuerwehrmann für Einsatz und Übungsbeteiligung. Aber das könnte leicht zum Konkurrenz-Denken zwischen den Feuerwehrleuten führen. Ich habe Angst, dass damit unser ideeller Gedanke, Anderen uneigennützig und unentgeltlich in Not zu helfen, verloren geht. Und dafür sind wir alle schließlich eingetreten und versehen unseren Dienst freiwillig und aus sozialen Beweggründen. Auch bei den unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden glaube ich, dass es einigen Gemeinden vielerorts schwerfällt, uns Feuerwehrleuten überhaupt etwas zahlen zu können.

Personelle Themen wie die Bildung und Umsetzung einer Pflichtfeuerwehr haben einige Bereiche in Ostholstein schon beschäftigt, in Grömitz hat es gefruchtet. Es gab eine über 20 % Steigerung der Mitgliederzahlen, jedoch nur 3 verpflichtete Mitglieder. Die restlichen Eintritte von Bürgern sind freiwillig geschehen. Die Gemeinde Schashagen hat dies ebenfalls auf den Weg gebracht, zumindest verwaltungsmäßig durch entsprechende Aufstellungen von Satzungen.

Leider haben wir die Freiwillige Feuerwehr Grammdorf in der Gemeinde Wangels durch Aberkennung der Feuerwehr wegen Versagen der persönlichen Einsatzfähigkeit verloren. Über die Gründe dieses Versagens möchte ich mich hier nicht auslassen. Da haben wir intern mit der Kreisverwaltung ausgiebig debattiert.

Auf der Insel Fehmarn sind die Gespräche mit dem Land Schleswig-Holstein im Jahr 2019 sehr intensiv geführt worden, was das Thema Einsatzkonzept und Verantwortung zur Sicherung des Brandschutzes und der Hilfeleistung im Zuge der Festen Beltquerung angeht. Man erinnert sich, dass das Land Teile des geplanten Tunnels nach Dänemark per Gesetz als Gemeindegebiet erklärt hat. Somit sind die gesetzlichen feuerwehrtechnischen Aufgaben in Teilen des Tunnels auf die Stadt Fehmarn übergegangen, die natürlich mit ihren 10 Feuerwehren froh ist, die eigentliche Fläche der Insel ausreichend feuerwehrmäßig bedienen zu können. Tagesverfügbarkeit und Atemschutztauglichkeit sind dabei, wie auch in anderen Gemeinden, das Kernthema. Das Land hat zugesichert, die finanziellen Mittel für die Einrichtung einer hauptamtlichen Wache zu tragen, die vornehmlich die Tunnelereignisse abdecken soll. Ein Gutachten hat im Jahr 2019 aufgezeigt, welche Szenarien mit welcher Anzahl von Feuerwehrkräften dabei abgedeckt werden können. Eine Einbindung der 10 Inselwehren und auch der übrigen Feuerwehren Ostholsteins ist dabei allerdings bei Großereignissen unerlässlich.

Über einige Jahre habe ich versucht, den Kreis Ostholstein zu überzeugen, dass der Standort Lensahn sehr wichtig ist für die Feuerwehren Ostholsteins. Seit 1989 ist die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) in Lensahn in Betrieb und seitdem ist sowohl der Ausbildungsbetrieb als auch der Prüfaufwand für technisches Gerät der Feuerwehren immens gestiegen. Eine eigens dafür gebildete Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung, der FTZ und Mitgliedern des Kreisfeuerwehrverbandes Ostholstein hat mehrfach getagt und dabei wurden die Grundlagen für die Erweiterung der FTZ in Lensahn gelegt. Anfang September 2019 habe ich dem Ausschuss für Soziales, Sicherheit und Gesundheit die örtlichen Gegebenheiten und ein mögliches Entwicklungskonzept der FTZ vorgestellt. Auf seiner Sitzung am 03. Dezember 2019 hat der Kreistag dem vorgelegten Konzept zugestimmt und für 2020 die ersten Haushaltsmittel für den ersten Bauabschnitt an der FTZ beschlossen. Damit wurde die Wichtigkeit der Feuerwehrtechnischen Zentrale als Dienstleister für die Feuerwehren und als zentrale Ausbildungsstätte unterstrichen.

Leider sind meine Bemühungen und Argumente nicht alle gehört worden, denn der Kreis Ostholstein hat entschieden, den Standort der Digitalfunkservicestelle in Eutin zu festigen. 365 Feuerwehr-Fahrzeuge und 22 Rettungs-Boote, die mit Digitalfunk ausgestattet sind, müssen nun zusätzlich zu den Fahrten zur FTZ auch noch nach Eutin fahren, sofern der Mitarbeiter der Digitalfunkservicestelle es nicht schaffen sollte, die Prüfung der Funkgeräte und das Durchführen von Updates der Geräte am Heimatstandort der Fahrzeuge durchzuführen. Und dass, obwohl Feuerwehren täglich die FTZ Lensahn anfahren, um dort Geräte zur Prüfung abzugeben, als auch Atemschutzflaschen und Schläuche nach einem Einsatz zu tauschen, um die Wehren mit ihren Einsatzfahrzeugen wieder mit sauberem, einsatzfähigem Equipment auszustatten.

Der Bereich Katastrophenschutz im Kreis Ostholstein nimmt auch für die Feuerwehren einen hohen Stellenwert ein. Wir sind nun mal eine Hilfeleistungsorganisation mit über 4000 ehrenamtlichen Helfern an 128 Standorten, die flächenmäßig gut verteilt sind. Es ist klar, dass wir im Falle eines Katastrophenschutzeinsatzes mithelfen müssen, sofern nicht eigene Gebiete im heimatlichen Ausrückebereich betroffen sind, die uns dort schon binden. Auch hier hat sich im Jahr 2019 eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung und des Kreisfeuerwehrverbandes gebildet, um die anstehende Verteilung von neuen Kat-Schutz Löschfahrzeugen vernünftig und nachvollziehbar umzusetzen. In absehbarer Zeit werden 8 LF Kat-Schutz vom Land und 2 LF Kat-Schutz vom Bund neu bei uns in Ostholstein stationiert. Hinzu kommen noch 3 Notstromersatzanhänger und ein Unimog, die wir Feuerwehren bzw. die Gemeinden übernehmen sollen.

Neben der Standortauswahl und der örtlichen Prüfung der Unterstellmöglichkeiten bei den Feuerwehren, mit der sich die Arbeitsgruppe ab 2019 beschäftigt hat, müssen wir uns auch darauf einstellen, dass diese neu zu stationierenden Katastrophenschutzfahrzeuge auch landesweit in Kat-Schutz-Bereitschaften organisiert werden sollen. Sie sollen den Titel tragen: „Brandschutzbereitschaften“. Das bedeutet auch für unseren Kreisfeuerwehrverband, dass wir zukünftig die Zusammensetzung unserer bestehenden kommunalen Bereitschaften überdenken müssen. Zurzeit haben wir 2 Bereitschaften, in denen die bisherigen, alten Kat-Schutz Fahrzeuge integriert sind. Ich selbst möchte an diesen kommunalen Bereitschaften in Ostholstein festhalten, auch der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes und die Bereitschaftsführer haben mir dieses Signal mit auf den Weg gegeben und mich in dieser Marschroute bestätigt. Ich werde mit dem Kreisverband Ostholstein des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages diese Vorgehensweise besprechen, so wie es auch 2006/2007 bei Bildung dieser Bereitschaften geschehen ist, um ein weiteres Einvernehmen herbei zu führen.

Einvernehmen konnte die Kreiswehrführung 2019 mit dem Kreis Ostholstein herstellen, dass die beiden Feuerwehren Pansdorf und Heringsdorf, die in Ostholstein seit vielen Jahren die Aufgabe der Bahnrettung zusätzlich mit übernommen haben, nun endlich die ihnen dafür zur Verfügung gestellten Ausrüstungsgegenstände erneuern können. Der Kreis Ostholstein hat dazu ebenfalls bei der Kreistagssitzung im Dezember 2019 Haushaltsmittel genehmigt, um für diese überörtliche Aufgabe neues Equipment und Transportmöglichkeiten anzuschaffen.

Ich begann meinen Bericht jedoch mit dem Hinweis, dass wir uns teilweise mit identischen Themen des Vorjahres beschäftigen. Neben den bereits erwähnten unzähligen Einsätzen in Verbindung mit Brandmeldeanlagen zähle ich auch die noch ausstehenden Regelungen zur Wasserrettung an unseren Küsten und das überörtliche Einsatzkonzept bei Großschadensereignissen dazu. Die Kreiswehrführung wird laufend von Feuerwehren und verantwortlichen Führungskräften angesprochen, zu diesen Themen ein Ergebnis zu liefern. Leider liegt es nicht in unserer Macht, entsprechende Konzepte oder Vereinbarungen abzuschließen, Vorlagen und Ideen haben wir geliefert. Es sind verwaltungsmäßige Entscheidungen, die noch ausstehen.

Es liegt ein weiteres Jahr vor uns, wir haben genug Themen, mit denen wir uns beschäftigen können und müssen. Es wird nicht langweilig.

Ich danke allen Feuerwehrkräften in Ostholstein für die gelebte Kameradschaft und den persönlichen Einsatz, für die Ausbildung, für die Leitung aller Feuerwehren und für die immerwährende positive Darstellung in der Öffentlichkeit.

Ich wünsche uns allen auch im Jahr 2020 viel Spaß und Erfolg für unsere gemeinsamen Sache, dem Nächsten zu helfen.


Thorsten Plath
Kreisbrandmeister




Seinen Jahresrückblick (für 2019) hielt KBM Thorsten Plath