Jahresrückblick 2018 des Kreiswehrführers

Grömitz, den 09.02.2019






Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit meinem Rückblick auf das Jahr 2018. Es war insgesamt gesehen ein unheimlich bewegendes Jahr mit vielen, vielen Großeinsätzen, mit vielen angespannten Themen aber auch mit Angelegenheiten, die uns im KFV OH schon lange beschäftigen.

Als ich kürzlich eine der ersten Jahreshauptversammlungen im Jahr 2019 besuchte, sprach ein Bürgermeister von einem intensiven Jahr. Intensiv, weil gerade besonders die Sommersaison für alle sehr intensiv war.

Die Feuerwehren des Kreises Ostholstein waren in den Monaten Juli und August besonders gefordert, und das auf Grund der anhaltenden Zeit ohne Regen und mit konstant schönem und warmem Sommerwetter. Über 1/3 der Brandeinsätze des Jahres wurden in diesen acht Wochen gefahren. Insgesamt hatten wir in den beiden Monaten 250 Einsätze mehr als im vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr. Und es waren Einsätze, bei denen unser gesamtes Material gefordert war. Über Massen an Schläuchen, um über lange Wege Wasser an den Brandherd zu fördern bis hin zum Einsatz von Tanklöschfahrzeugen und Wasserwerfern. So mehrmals geschehen, zum Beispiel beim Großfeuer am Ortsrand von Bujendorf, bei dem nicht nur eine Strecke von 2,5 Km mit 2x B-Schlauch-Reihen gelegt wurden, sondern auch die 5. Feuerwehrbereitschaft mit ihren größeren Tanklöschfahrzeugen aushelfen musste.

Auch in Christianstal bei Göhl und bei dem Metallbrand eines Recyclinghofes in Lensahn waren die Kommunalen Feuerwehrbereitschaften eingesetzt. Sie sind eine wichtige Stütze bei diesen Großeinsätzen. Die Entscheidungen auf Landes- und Kreisebene zur Bildung solcher Bereitschaften vor über 10 Jahren war Gold wert. Ich möchte Ihnen und Euch versichern, dass der KFV OH alles daransetzt, trotz Veränderungen der Bereitschaftsstrukturen im Katastrophenschutzbereich des Landes, an den kommunalen Bereitschaften in OH unbedingt festhalten zu wollen.

Wegen des Wassermangels im Sommer, die den hohen Urlauberzahlen, aber auch den umfangreichen Grünflächenbewässerungen in den Gemeinden geschuldet war, gab es Probleme ausreichend Löschwasser in manchen Stunden des Tages aus dem öffentlichen Hydrantennetz zu entnehmen. Es war manchmal schlichtweg alles ausgesoffen. Unterstützung bekamen wir dankenswerter Weise von vielen Landwirten, die allein schon aus Eigennutz ihre Gülle- oder Spritzwagen mit Wasser gefüllt zur Verfügung stellten.

Unterstützung bekamen wir aber auch von einem privaten Unternehmer aus Ratekau, der uneigennützig zwei große Wassertanks auf LKWs schnallte und den FF aus OH somit wertvolle Hilfe anbot. Wir haben davon Gebrauch gemacht. Mindestens 3x waren diese privaten Tankwagen durch uns alarmiert worden. Dank sei der Feuerwehr Ratekau gesagt, die diese Aktion vermittelten und bei den Einsätzen die großen, privaten Wagen zu den Einsatzstellen lotsten.

In der Gemeinde Süsel mutmaßt man, dass einige Großfeuer nicht von allein zu lodern begannen. 3-mal in Bujendorf und 3-mal in Zarnekau. Es gab jedes Mal nichts zu retten. Die brennenden Gebäude wurden Raub der Flammen. Zum Glück mussten die Wehren unter Leitung vom neuen Gemeindewehrführer Rolf Müller keine Menschen oder Tierleben bei diesen Großfeuern beklagen.

Neben diesen größeren Feuern waren es aber die unzähligen Flächenbrände auf bewirtschafteten Flächen von Landwirten, die uns täglich mehrmals auf den Plan riefen. Es war manchmal unverständlich, dass fast jeder Drescheinsatz der Landwirte auch mit einem Löscheinsatz der Feuerwehren verbunden war. Manchmal waren es die riesigen Landmaschinen, die den Anfang des gemeinsamen Auftretens von „Bauer sucht Wehr“ machte, andererseits könnte aber auch Unaufmerksamkeit oder Unüberlegtheit der Grund unsere Zusammenkünfte gewesen sein. Kann man daran nichts ändern? Wenn man will, denke ich schon.

Ändern kann man meiner Meinung nach auch einiges an der Vielzahl von unnötigen Alarmierungen zu vermeintlichen Feuern, die Brandmeldeanlagen erkannt haben wollen. In ¾ aller Fälle sind Handwerkerarbeiten, Wartungsarbeiten oder unsachgemäße Essenzubereitung der Grund der Auslösung. Ich möchte nicht sagen, dass die BMA´s nichts taugen, ganz im Gegenteil, sie erfüllen ihren Job, sie lösen aus. Aber die Umstände, die zur Auslösung führen, könnten beseitigt werden. Und es sind wiederum zu ¾ der BMA Einätze immer dieselben Adressen, zu denen wir fahren. Ich appelliere an die Gemeindewehrführer, deutlicher und nachdrücklicher Eure Ordnungsbehörden zu diesen Adressen zu schicken, um dort Regelungen zu treffen, dass wir nicht immer dort hinfahren müssen. Irgendwann streiken unsere Arbeitgeber und lassen uns nicht mehr bereitwillig los und dann passiert wirklich mal was Ernstes und wir sind nicht ausreichend und schnell zur Stelle. Dann ist das Geschreie groß. Aus eigenen Einsatzerfahrungen ein Lieblingsthema von mir.

Und die Surfer, Kiter und Wassersportler mit Brett, Boot und Segel. Mann Mann Mann. Da können wir ein Lied von singen. Neben den Feldbränden mussten wir über Gebühr ans Wasser ausrücken und vermeintlich verunglückte Sportler mit ihren Brettern retten. Gab es diese Sportler zu Zeiten der alten Leitstelle in Eutin noch nicht oder sind dem Handel die harmlosen Luftmatratzen ausgegangen, dass wir so oft ans Meer ausrücken mussten. Oder wir müssen auf den Zugängen zu den Promenaden der Ostseeküste Handyparkplätze installieren oder gar Mobiltelefone am Strand verbieten. Ich wette, damit schaffen wir es, die Anzahl von Einsätzen mit Menschen in Seenot mindestens zu halbieren. Denn oftmals haben sich die Sportler nur auf ihren Brettern ausgeruht und es sah von weiten so aus wie ein Unfall. Ein weiteres „Lieblingsthema“ von mir.

Auch die Stromausfälle riefen uns Feuerwehren mind. 2-mal ganz gewaltig auf den Plan. Einmal im südlichen Teil Ostholsteins angrenzend an Lübeck im Mai und einmal im August in weiten Bereichen von Grömitz und Kellenhusen. Da zeigte uns das Geschehen, dass man vielerorts völlig hilflos ist ohne Strom. Das öffentliche Leben bricht förmlich zusammen, neben Ausfall von Kommunikation und Ampeln, waren es vor allem die Lebensmittelbetriebe aber auch Wohn- und Pflegeheime mit einer großen Anzahl von bedürftigen oder kranken Menschen, die betroffen waren und denen man helfen oder Strom liefern musste. Auch die kommunale Infrastruktur funktionierte nicht, Pumpstationen förderten das Abwasser nicht mehr weiter und auch die Alarmierung oder der Funkverkehr war stark eingegrenzt. Es wichtiges Thema nicht für die Zukunft, sondern wie man sieht, für den Alltag. Es kann uns immer und sofort treffen. Wir müssen Vorsorge treffen, die Gemeinden müssen Alternativen bereitstellen, wir müssen unsere Konzepte rausholen und gemeindeübergreifend ein vernünftiges Aktionsprogramm aufstellen. Oder mehr Notstromaggregate als Kitbretter kaufen.

Bei drei schlimmen Einsätzen gingen nicht nur drei Blaulichtfahrzeuge völlig zu Schrott, sondern in zwei Fällen mussten auch die ehrenamtlichen Insassen, diejenigen, die zum Helfen unterwegs waren, selbst Hilfe an sich ranlassen. Bei Rüting stieß ein Reisebus, der mit einer Jugendgruppe besetzt war, mit einem Rettungswagen zusammen. In Heiligenhafen kippte ein voll besetztes Löschgruppenfahrzeug um, das von einem Urlauber in den Graben gezwungen wurde. Beides tragische Ereignisse. Beim Busunfall kam ein Betreuer der Jugendgruppe einige Tage später ums Leben, bei dem Unfall in Heiligenhafen hat eine Familienmutter sehr viel Pech mit einer groben Verletzung ihres Armes kurz vor Antritt einer neuen Arbeitsstelle. In Horsdorf in der Gemeinde Stockelsdorf verbrannte ein Löschfahrzeug im Gerätehaus. Das Haus selbst aber auch die komplette Schutzausrüstung nahmen neben dem Fahrzeug erheblichen Schaden. Die Ausrüstung und das Auto ist schrott, das Haus muss großzügig erneuert bzw. ersatzbeschafft werden.

Bei allen drei Ereignissen zeigten sich die Feuerwehren OH unglaublich kameradschaftlich und solidarisch. Die große Familie kommt wieder zum Tragen. Danke für die Solidarität und die Unterstützung, das empfanden die verantwortlichen Wehrführungen moralisch als sehr angenehm.

Auch die Ausbildung ging im Jahr 2018 sehr erfolgreich weiter. Wir haben über 2800 Feuerwehrfrauen und -männer an der Feuerwehrtechnischen Zentrale ausbilden können.

Darunter fallen auch drei Lehrgänge zum Thema Lebensbedrohliche-Einsatz-Lagen. «LEBE» sieht vor, dass die Einsatzleitung des Rettungsdienstes und die Polizeiführung Hand in Hand arbeiten. Neu ist, dass alle anderen Rettungskräfte nicht direkt zu den Verletzten fahren, sondern sich in einem räumlich abgesetzten Bereitstellungsraum versammeln, daher die Notwendigkeit auch Feuerwehrkräfte auf diese Einsatzform vorzubereiten. Im Fall von Terroranschlägen, Amokläufen oder Geiselnahmen greift somit künftig ein neues Einsatzkonzept zwischen Polizei und Rettungsdienst und den Feuerwehren, sofern wir mit hinzugerufen werden. Das haben wir nun vermittelt bekommen.

Einige große Übungen in Ostholstein im angelaufenen Jahr haben gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen den Rettungskräften und der Polizei ist, wir müssen immer damit rechnen, dass auch wir Feuerwehren unterstützend in solche Szenarien involviert werden.

Einen Fortbildungslehrgang für Truppführer haben wir ins Leben gerufen. Hauptsächliches Thema war die Einsatzpraxis im Umgang mit Löschtechniken durch gezielten Wassereinsatz oder unter Verwendung von Schaummitteln. In der Brandhalle der Marine in Neustadt konnte jeder Teilnehmer die theoretischen Erfahrungen der Ausbilder gegen reale Feuerszenarien mit Hilfe praktischer Löschübungen umsetzen. Die Ausbildung war für alle sehr interessant, kam sehr gut an, und wird auch 2019 mit zwei Lehrgängen á 3 Tage fortgesetzt.

Gespannt erwarten wir das Ausschreibungsergebnis und den Baubeginn für unser Ausbildungsfahrzeug, das uns hoffentlich im Jahr 2020 spätestens aber 2021 für die Ausbildung zur Verfügung steht. Ich danke der Arbeitsgruppe, die das Fahrzeug konzipiert hat und das Leistungsverzeichnis dem Kreis Ostholstein zur Ausschreibung übergeben hat.

Aber genauso gespannt sind wir auf die ersten baulichen Maßnahmen am Gelände der Feuerwehrtechnischen Zentrale. Der Kreis Ostholstein hat 2018 zwei direkt angrenzende Nachbargrundstücke käuflich erwerben können, um dort Baumaßnahmen umzusetzen, die den Ausbildungsbetrieb verbessern und modernisieren soll und um auch die Technische Einsatzleitung Ostholsteins zentral zugänglich unterzubringen. Der Wunsch des Kreisfeuerwehrverbandes OH ist es aber auch, den Standort der Digitalfunkservicestelle an die FTZ zu binden, nur dann haben wir ein wirklich zentrales Ausbildungs- und Dienstleistungszentrum für die Freiwilligen Feuerwehren, das somit hoffentlich für die nächsten 20-30 Jahre der Ausbildungsentwicklung und der zukünftigen Feuerwehrtechnik standhält. Ich freue mich auf dieses gemeinsame Projekt zwischen Kreisverwaltung, Kreisfeuerwehrverband und Feuerwehrtechnischen Zentrale.

Die personellen Sorgen der Feuerwehren begleitete uns auch im Jahr 2018 unaufhörlich. Zwei Feuerwehren auf der Insel Fehmarn haben sich zusammengeschlossen, um leistungsstärker gemeinsam für die Bürgern und Gäste im Inselwesten da zu sein.

Die Gemeinde Grömitz hat den schweren Entschluss gefasst, Satzungen aufzustellen, um möglicherweise Pflichtfeuerwehren zu gründen. Insbesondere geht es um die Ortswehr Grömitz, die im Jahr 2018 und den Vorjahren jeden Kampf unternommen hat, um neue Mitglieder für ihre Wehr zu erhalten. Zahlreiche Öffentlichkeitsveranstaltungen, persönliche Ansprachen von Bürgern bei öffentlichen Gegebenheiten, Aufnahme von Zweitmitgliedern, die auch in der Gemeindeverwaltung und Umgebung arbeiten. Es war bestimmt mühselig, hat leider nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht, so dass sich der Bürgermeister entschieden hat, seine infrage kommenden Bürger durch Inkraftsetzung einer Satzung für eine Pflichtfeuerwehr gewissermaßen unter Druck zu setzen, vielleicht doch freiwillig einzutreten, bevor der Zwang vollzogen werden muss.

Trotz allem hat sich die positive Mitgliederentwicklung der letzten 4 Jahre im Jahr 2018 fortgesetzt. Immerhin konnten wir nach Gegenrechnung der Eintritts- und Austrittsbilanz ca. 30 neue Feuerwehrkräfte gewinnen. Wir haben jetzt 5.861 Mitglieder in unserem 130 Feuerwehren, davon 3.826 aktive Einsatzkräfte, die sich für Hab und Gut, für Mensch und Tier in Ostholstein einsetzen.

Ebenso positiv haben sich die beiden Nachwuchsorganisationen innerhalb der großen Feuerwehrfamilie im Jahr 2018 entwickelt. Die Mitgliederzahlen der Jugendfeuerwehr war noch nie so hoch wie jetzt im Jahr 2018, 50 Jugendliche mehr als im Vorjahr, insgesamt 865 Mädchen und Jungs. Und die Anzahl der Kinderabteilungen in den Feuerwehren konnten wir mehr als verdoppeln. Wir haben jetzt zehn solche Abteilungen mit fast 190 potentiellen Nachwuchskräften, die in 10-12 Jahren dann Aktive Feuerwehrleute sein können. Wenn sich diese Entwicklung so positiv fortsetzt, schaffen wir es in den nächsten Jahren hoffentlich, weiter so konstante Mitgliederzahlen bei den aktiven Einsatzkräften zu verbuchen.

Ich danke allen Ausbildern, ich danke allen Vorstandsmitgliedern, ich danke allen Wehrführern, allen Jugendwarten und Betreuern, allen Feuerwehrkräften in Ostholstein unter anderem für Ihren Einsatz, für Ihr Engagement, für die Motivation, sich ehrenamtlich in unserer Organisation einzusetzen, um anderen Menschen zu helfen.

Ich wünsche mir auch im Jahr 2019 eine positive Resonanz und kameradschaftliches Miteinander und weiterhin so viel Kraft und Elan, um gemeinsam die anstehenden Themen im Jahr 2019 mit guten Ergebnissen abzuschließen oder voranzubringen.


Thorsten Plath
Kreisbrandmeister




Seinen Jahresrückblick (für 2018) hielt KBM Thorsten Plath